Über mich

​Eine meiner frühesten Kindheitserinnerungen ist ein Anruf, der alles veränderte: Mein Vater war im Alter von 43 Jahren verstorben. Ich war fünf Jahre alt und verstand noch nicht, was es bedeutet, wenn jemand nicht mehr da ist. Ab diesem Moment gehörte die Trauer zu meinem Leben.

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Doch als Kinder wurden wir aus vielem herausgehalten – weder bei der Beerdigung, noch beim Abschied waren wir dabei. Statt Erklärungen gab es Schweigen. Erst Jahre später, mit zehn, erfuhr ich die ganze Wahrheit: Depression, Suizid, Schulden. Worte, die für ein Kind ein schwarzes Monster im Kopf werden können, wenn niemand sie erklärt.

Ich musste lernen, meine Trauer zuzulassen. Ich fühlte mich lange wie ein Gast in fremden Familien – dort, wo Vater und Mutter selbstverständlich am Tisch saßen.

 

Im Laufe meiner Jugend und als junge Erwachsene kamen immer wieder neue „erste Male“ hinzu:

das erste Mal einen Sarg sehen und bemalen, das erste Mal eine Mitschülerin verlieren, das erste Mal erleben, wie ein Unternehmen mit einem Todesfall umgeht. Jedes Mal spürte ich die Wut darüber, wie wenig Raum Sterben, Tod und Trauer in unserer Gesellschaft haben.

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Heute weiß ich: Die Trauer wird im Laufe des Lebens nicht weniger, aber man lernt, ihr Gewicht zu tragen. Und: Geteiltes Gewicht ist leichter. Eine Kiste zu zweit zu tragen ist leichter als alleine.

Meine Verluste haben meinen Blick aufs Leben geprägt – nicht nur negativ. Ich habe gelernt: Der Tod nimmt viel, doch er lässt auch etwas zurück. Er trennt und er schafft gleichzeitig neue Verbindungen. Meine Geschichte hat mir Mitgefühl geschenkt, Verständnis und die Fähigkeit, mit anderen Menschen diesen Weg zu gehen.

Das ist meine Kraft, meine Superpower – und der Grund, warum ich Langmut – Trauerbegleitung gegründet habe: um Räume für Trauer zu öffnen, die ich mir damals selbst so sehr gewünscht hätte.